Deal zwischen Glücksspielbehörden von Schweden und Gibraltar

Die schwedische Glücksspielaufsichtsbehörde Spelinspektionen und die Glücksspielbehörde Gibraltar Gambling Division (GGD) haben eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MoU) zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Behörden abgeschlossen. Im Fokus stehen dabei politische Ziele und gemeinsame Werte. Was steckt konkret dahinter?

Im Falle eines Brexits befürchtet das britische Überseegebiet Gibraltar ein Abwandern seiner Glücksspielanbieter. © Wikipedia

Europaweite Kooperationen geplant

Laut aktuellen Meldungen wollen die Glücksspielaufsichtsbehörden von Schweden und Gibraltar in Zukunft zusammenarbeiten. Ziel der Vereinbarung ist die Aufrechterhaltung einer kontinuierlichen engen Kommunikation zwischen Spelinspektionen und der GGD , womit ein effektiver Informationsaustausch ermöglicht werden soll, außerdem sollen gemeinsame Interessen im Bereich Politik verfolgt werden. Um operativ die bestmögliche gegenseitige Unterstützung zu gewährleisten, haben die beiden Behörden darüber hinaus vereinbart, ihre jeweiligen Verfahren und Regulierungsgrundsätze künftig vermehrt miteinander in Einklang zu bringen. Hierzu äußerte sich jüngst die Generaldirektorin der schwedischen Glücksspielbehörde, Camilla Rosenberg, hier im Zitat:

“Einige der Unternehmen, die bereits eine schwedische Lizenz erhalten haben, verfügen auch über technische Ausrüstungen und eine Lizenz in Gibraltar. Durch die Öffnung der Kommunikationskanäle zwischen den Behörden stärken wir unsere Aufsichtstätigkeit. Dies ist der Beginn einer breiten und langfristigen Zusammenarbeit. Anfang dieses Jahres haben wir bereits ein MoU mit der Malta Gaming Authority geschlossen. Unser Plan ist es, entsprechende Kooperationen mit weiteren Glücksspielbehörden in Europa einzuleiten.”

Weiterführend zeigte sich auch der leitende GGD-Direktor Andrew Lyman zufrieden über die Vereinbarung. Layman sieht in der Kooperation vor allem eine Ausweitung gemeinsamer Normen und Werte, zum Beispiel in den Bereichen Verbraucherschutz, Kriminalitätsbekämpfung und sozialer Verantwortung , ebenso stellt er die Einhaltung und Förderung fairer Marktbedingungen in den Vordergrund. Layman diesbezüglich im Wortlaut:

“Gibraltar ist engagiert und setzt sich für eine effektive Zusammenarbeit mit anderen europäischen Aufsichtsbehörden wie der schwedischen Glücksspielbehörde ein, um unsere gemeinsamen Werte in Bezug auf Verbraucherschutz, faire Marktbedingungen, Förderung der sozialen Verantwortung und Verringerung der mit Glücksspielen verbundenen Kriminalität auf oberste Stufe zu stellen.”

Die Bekanntgabe der Partnerschaft erfolgte im Übrigen jüngst via Pressemitteilung , außerdem nutze Spelinspektionen ihren Twitter-Channel um die Meldung publik zu machen.

Vorteile für beide Behörden

Die Zusammenarbeit der beiden Behörden kommt in Zeiten des iGaming-Booms, der europaweiten Marktliberalisierung sowie des Brexits nicht von ungefähr und bietet in diesen Kontexten Vorteile für beide Seiten: Erst Anfang des Jahres wurden in Schweden die Pforten für europäische Glücksspielanbieter auf einem neu-regulierten Glücksspielmarkt geöffnet und ein frisches Lizenzsystem eingeführt.

Zum Verständnis: Das neue System umfasst insgesamt sechs verschiedene Lizenzmodelle, unter anderem für Online Casino, Automatenspiel, Poker und Sportwetten. Die einzelnen Lizenzen haben eine Laufzeit von fünf Jahren, unter der Voraussetzung, dass verschiedene Kriterien wie Spielpausen, Selbstausschluss, Einsatzlimits, etc. eingehalten werden. Die Kosten pro Lizenz sind je nach Art unterschiedlich und liegen derweil zwischen 38.000 € und 74.000 €. Zudem ist eine Steuer auf Glücksspieleinnahmen von 18 Prozent zu entrichten.

Eine ganze Reihe namhafter Anbieter, unter anderem Betsson, Kindred, Mr. Green oder Cherry, stand bereits Ende letzten Jahres für den Erhalt einer Schweden-Lizenz in den Startlöchern. Indessen wurden bereits über 70 Lizenzen vergeben, darunter auch an europäische Marktriesen wie Bet365, LeoVegas oder Casumo Services .

In der Tat sind viele der in Schweden lizenzierten Anbieter auch in Gibraltar lizenziert. Es kann in diesem Sinne tatsächlich davon ausgegangen werden, dass die Kooperation mit der GGD der Startschuss ist, um ein europaweites Netzwerk aufzubauen , womit folglich ein noch höherer Sicherheitsstandard auf dem einheimischen Markt gewährleistet werden kann.

Brexit-Vorsorge in Gibraltar

Auf der anderen Seite kämpft das britische Überseegebiet Gibraltar mit den möglichen Folgen des Brexits. Im Fall eines Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU befürchtet Gibraltar, dass die ansässigen Glücksspielunternehmen ins Ausland, zum Beispiel nach Malta, auswandern könnten. Die Partnerschaft mit Schwedens Glücksspielaufsicht kann insofern als präventive Maßnahme verstanden werden, um den Anschluss innerhalb der EU auch im Falle eines Brexits nicht zu verlieren. Der Glücksspielsektor generiert in Gibraltar inzwischen über 50 Prozent des BIPs und zudem rund 3.500 Arbeitsplätze.

Um ein Abwandern der Unternehmen zu verhindern, hat das ohnehin als Steueroase geltende Gibraltar bereits im Juli letzten Jahres damit begonnen sein Lizenz- und Steuersystem zu modifizieren: Eine drastische Senkung der Online-Glücksspielsteuer um 0,85 Prozent auf lediglich noch 0,15 Prozent wurde beschlossen. Der Glücksspielminister Albert Isola sprach folglich von einer „Flatrate“ für Glücksspielunternehmen. Um die Exklusivität einer Gibraltar-Lizenz in den Vordergrund zu stellen, wurden die Lizenzgebühren im Gegenzug von 2.000 Pfund auf satte 85.000 Pfund pro Jahr angehoben.

Die Entwicklungen bleiben hier angesichts der konstanten Ungewissheit über den Brexit weiterhin abzuwarten. Gibraltars oberster Minister Fabian Picardo sprach sich diesbezüglich erst letzten April gegen einen No-Deal-Brexit aus. Im Falle eines Brexits forderte der Politiker darüber hinaus eine Übergangsperiode für das britische Überseegebiet Gibraltar ein.

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